Welches Geschlecht
Häufig werde ich gefragt welches
Geschlecht für Anfänger am besten ist oder Interessenten äußern den Wunsch
nach einem bestimmten Geschlecht, weil sie von geschlechtsspezifischen
Merkmalen wie Größe oder Verhalten gehört haben.
Aufgrund dessen möchte ich an dieser
Stelle einmal darauf eingehen.

Optische Unterscheidung:
Kornnattern unterliegen keinem Geschlechtsdimorphismus, das heißt, es gibt
keine farblichen oder körperlich äußerlich erkennbaren
Unterscheidungsmerkmale zwischen den Geschlechtern. Beide können gleich
groß werden oder gleich klein bleiben und auch die Morphe sehen
prinzipiell identisch aus.
Es gibt zwar ein paar wenige Ausnahmen
in den Morphen bei denen männliche Tiere oft etwas farbenprächtiger
erscheinen, ein echter Geschlechtsdimorphismus ist das aber dennoch nicht,
weil es keine sichere Geschlechtsbestimmung zulässt. Auch Weibchen können
bei diesen Morphen mal prächtiger ausfallen oder Männchen unscheinbarer
bleiben.
Für spezielle Wünsche in Sachen
Endgröße oder farbliche Ausprägung spielt das Geschlecht als keine Rolle.

Verhalten:
Auch in Bezug auf das Verhalten gibt es viele Gerüchte.
Männchen seien ruhiger und Weibchen zickiger oder Männchen könnten nicht
in Gruppen gehalten werden sind einige der gängigsten Vorurteile. Doch
auch das stimmt so nicht.
Das Verhalten hängt neben genetischen
Faktoren vor allem maßgeblich von der Haltung ab. Fühlt sich ein Tier
nicht wohl und sicher in seinem Terrarium oder steht aus anderen Gründen
unter starkem und oder dauerhaftem Stress, wird sich das fast zwangsläufig
auch negativ auf das Verhalten auswirken. Übermäßiges Verstecken,
Angriffsstellung oder gar echte Attacken aber auch gesundheitliche
Probleme, Futterverweigerung, usw. sind gängige Folgen.
Ein geschlechtsspezifischer Charakter
lässt sich bei Kornnattern nicht finden. Es gibt ebenso ruhige,
freundliche Weibchen wie zickige und bissige Männchen.
Zu beachten:
Dennoch gibt es Faktoren die bei der Geschlechtswahl durchaus
berücksichtigt werden sollten.
Soll nur ein einzelnes Tier
gehalten werden ist das Geschlecht im Prinzip egal. Lediglich sollte
beachtet werden, dass Weibchen auch ohne Männchen Eier (unbefruchtet)
legen können.
Sollen Tiere in Gruppen
gehalten werden gibt es jedoch etwas mehr zu beachten.
Weibchen
Am wichtigsten
zu wissen ist, dass es keine 100%ig sichere Methode zur
Geschlechtsbestimmung gibt (mit Ausnahme einer Genanalyse anhand einer
Haut in einem spezialisierten Labor in den USA). Solange ein
vermeintliches Weibchen noch nie Eier gelegt hat kann es sich daher immer
noch jederzeit als Männchen entpuppen.
Für die Gruppenhaltung ist das
deswegen wichtig, weil die ständige Anwesenheit eines Männchens für
Weibchen großen Stress bedeutet und zu zu frühen Eiablagen, Legenöten,
anderen gesundheitlichen Problemen oder im Extremfall sogar zum Tod führen
kann.
Aus diesem Grund sollten die Tiere immer nur in gleichgeschlechtlichen
Gruppen gehalten werden.
Hat man unbekanntermaßen ein fehlbestimmtes Tier in einer Gruppe kann das
zu Problemen führen die man vorher kennen sollte. Es ist das ratsam immer
mehrere Bestimmungsmethoden anzuwenden, um die Wahrscheinlichkeit für eine
falsche Bestimmung so weit wie möglich zu senken.
Babys werden in aller Regel
durch evertieren ("poppen") bestimmt. Erfahrene Personen haben dabei in
der Regel bereits eine gute Trefferquote, eine Garantie für Weibchen kann
jedoch nie gegeben werden. Zusätzlich bietet sich die
"Schuppenzählmethode" anhand einer geeigneten Haut an, um das Ergebnis
bereits als Baby zu verifizieren. Sobald das Tier dann groß genug fürs
Sondieren ist (sollte erst ab ca. 80-90cm Länge durchgeführt werden) ist
es ratsam auch auf diese Weise noch einmal das Geschlecht prüfen zu
lassen.
ACHTUNG!
Aufgrund der großen Verletzungsgefahr sollte die Sondierung NUR von einer
erfahrenen Person durchgeführt werden, zum Beispiel von einem
Reptilientierarzt!
Keinesfalls im Selbstversuch!
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Männchen
Bei Männchen
sollte in einer Gruppenhaltung vor allem beachtet werden, dass sie nicht
immer so umgänglich miteinander sind wie Weibchen.
Zwar sind die Erfahrungen mit
der Gruppenhaltung von Kornnatter Männchen untereinander insgesamt auch
recht gut, dennoch kommt es bei ihnen deutlich häufiger zu
Unverträglichkeiten.
Das Problem ist, dass man es nicht immer (sofort) erkennen kann.
Offensichtliche Kommentkämpfe oder plötzliche Verhaltensänderungen sind
einfach zu beobachten, eine indirekte Unterdrückung jedoch nicht
unbedingt. So kann es passieren, dass alles in Ordnung scheint und es auf
längere Sicht ein Tier plötzlich krank wird, Futter verweigert oder
erbricht, aus vermeintlich unerklärlichen Gründen abmagert o.ä.
Bei Gruppenhaltung,
insbesondere aber bei Gruppenhaltung von Männchen sollte man daher IMMER
(auch nach Jahren plötzlich noch) damit rechen, dass man Tiere zeitweise
oder dauerhaft trennen muss!
Dies sollte bei der Menge der Tiere also unbedingt beachtet werden, um im
Notfall auch für jedes Einzelne kurzfristig genug Platz für separate
Terrarien zur Verfügung zu haben!
